Rekonstruktion der Kunstsammlung von Kurt und Gertrud Schülein, Stuttgart

Ansicht der Fabrik Veit Weil, Bopfingen, undatiert. © Familienarchiv Schülein
Exlibris, Trude Weil und Curt Schülein, undatiert. © Familienarchiv Schülein
Kurt und Gertrud Schülein. © Familienarchiv Schülein

Rekonstruktion der Kunstsammlung von Kurt und Gertrud Schülein, Stuttgart

Provenienzforschungsprojekt in Kooperation mit Steven C. Krause, finanziert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste



Der Unternehmer Kurt Schülein stellte gemeinsam mit seiner Frau Gertrud eine Kunstsammlung zusammen, zu der u. a. Gemälde von Künstlern des 19. Jahrhunderts gehörten.

Das Forschungsprojekt hat das Ziel, die Kunstsammlung von Kurt und Gertrud Schülein, Bopfingen und Stuttgart, zu rekonstruieren, die Verlustumstände zu dokumentieren und den Verbleib der Kunstwerke zu ermitteln sowie das Verfolgungsschicksal der Familie zu recherchieren. Facts & Files arbeitet dabei mit der Familie Kurt Schüleins zusammen.

Kurt Schülein wurde am 16. Dezember 1891 als Sohn von Josef und Ida Schülein in München geboren. Er nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Seine Schwester Franziska heiratete den Münchner Kunsthändler Theobald Heinemann, dessen Vater 1872 die Galerie D. Heinemann gegründet hatte. Kurt Schülerin heiratete Gertrud Weil, die Tochter des Fabrikanten Carl Weil. In dessen Unternehmen „Leim- Collagen- und Degras Werke Veit Weil“ in Bopfingen bei Stuttgart, trat Kurt Schülein ein. Er lebte mit seiner Frau und der 1934 geborenen Tochter Marianne in Stuttgart. Durch die familiäre Verbindung zur Galerie D. Heinemann ist der Erwerb von Kunstgegenständen gut dokumentiert. Auch Kurts Vater Josef und seine Brüder Hermann und Fritz erwarben dort Gemälde, überwiegend der Münchner Schule des 19. Jahrhunderts.

Die Familie wurde ab 1933 als Juden verfolgt. Sowohl die Unternehmensbeteiligungen als auch Grundeigentum wurde ab 1933 zwangsweise verkauft. Zudem wurden alle Zwangsabgaben gezahlt. Kurt Schülein und seine Familie konnten 1938 aus Deutschland über die Niederlande in die USA fliehen. Sie lebten ab Oktober 1938 in New York City.

Als Teil des Umzugsgut für ihre Emigration in die USA verpackten Kurt und Gertrud Schülein auch einige Gemälde, die offenbar 1941 in Amsterdam beschlagnahmt wurden. Nach der Emigration befanden sich in beiden Häusern der Schüleins in Bopfingen und in Stuttgart Einrichtungsgegenstände, die nicht verpackt wurden, sondern dort konfisziert worden waren. Es muss geprüft werden, ob Kurt Schülein Lösegeld an den Leiter der Stuttgarter Devisenstelle, Erich Niemann, bezahlt hat. Möglicherweise wurden Kunstwerke auch vor der Emigration verkauft. Kurt Schülein arbeitete in New York City für einen Geschäftspartner seines Bruders Hermann und gründete später eine eigene Firma namens Durit Products. Seine Tochter Marianne studierte Medizin. Kurt Schülein starb 1963 in New York City.

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Beate Schreiber
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